Fokussiert: Das REGIONALE 2025 Handlungsfeld Fluss- und Talsperrenlandschaft
Mit welchen Projekten lässt sich die Gewässerlandschaft im Raum zukunftsgerichtet weiterentwickeln? Wie sollen die unterschiedlichen Nutzungsansprüche an das Wasser in Einklang gebracht werden? Wie geht man mit dem steigenden Erholungsdruck auf Talsperren und Flüsse im Bergischen RheinLand um? Im Rahmen einer Artikelreihe stellt der REGIONALE 2025 Newsletter die Handlungsfelder vor. Diesmal blicken wir auf das Thema Fluss- und Talsperrenlandschaft, das angesichts des Klimawandels immer wichtiger wird.
Hohe Niederschlagsmengen sowie zahlreiche Gewässer wie Flüsse, Bäche, Teiche und Talsperren prägen das Bergische RheinLand. Als Erholungsraum, in seiner regionalen Bedeutung als Wasserlieferant oder als Teil der blau-grünen Infrastruktur – die Ressource Wasser erfüllt verschiedene Funktionen im Raum, die es integriert anzugehen gilt. Mit Projekten des Handlungsfelds Fluss- und Talsperrenlandschaft soll die Gewässerlandschaft zukunftsorientiert entwickelt werden. Hierbei spielen sowohl die Ansprüche der Wasserwirtschaft, des Naturschutzes und der Naherholung als auch die Auswirkungen des Klimawandels eine Rolle. Keine leichte Aufgabe, die nur durch das Zusammenführen verschiedener Kompetenzen erfolgreich umgesetzt werden kann.
Vor diesem Hintergrund sollen im Handlungsfeld Fluss- und Talsperrenlandschaft Projekte qualifiziert und realisiert werden, die das Bergische RheinLand als kompetente Wasserregion positionieren und weiterentwickeln. Gleichzeitig soll der Raum seine Kompetenzen in Bezug auf das Wasser weiter stärken und die Gewässer für Menschen erlebbar und erfahrbar werden. Aber auch die Anpassungsstrategien für die Gewässerlandschaft an den Klimawandel werden in der Entwicklung stärker berücksichtigt werden müssen.
Gewässerlandschaft in Balance entwickeln
Die Weiterentwicklung der Fluss- und Talsperrenlandschaft ist ein wichtiges Thema im Rahmen der REGIONALE 2025. Das zeigt sich auch in der aktuellen Projektlandschaft des Bergischen RheinLandes: Von 54 Projekten im Qualifizierungsprozess sind 14 Projekte dem Handlungsfeld Fluss- und Talsperrenlandschaft zuzuordnen. Die Projekte entwickeln dabei integrierte Ansätze, die wasserwirtschaftliche, naturschutzfachliche und Ansprüche der Naherholung sinnvoll miteinander verknüpfen und in Balance bringen wollen.
Besucherlenkung für die Naherholung
Eine wichtige Aufgabe ist die intelligente Lenkung der Besucherinnen und Besucher. Denn das Bergische RheinLand ist ein attraktiver Lebensraum für über 700.000 Menschen und ein gut erreichbarer Erholungsraum für die ca. zwei Millionen Menschen, die in den angrenzenden Ballungsräumen leben. Durch die Corona-Pandemie kommen die Angebote an eine kritische Belastungsgrenze. Bei einer Entwicklung der Erholungsangebote geht es zukünftig mehr darum, das Netz der bestehenden Angebote zu qualifizieren und mit Blick auf die hohen Besucherzahlen umzubauen, als darum, weitere touristische Infrastrukturen aufzubauen. Wichtig ist dabei, Besucherinnen und Besuchern zu attraktiven Orten und Angeboten zu lenken und andere Bereiche „in Ruhe zu lassen”. Dabei besteht die Notwendigkeit, entsprechende Infrastrukturen und Erreichbarkeiten mit dem ÖPNV herzustellen sowie auch die Kommunikation, beispielsweise in Form von Vorab-Informationen auf Websites oder Beschilderungen, Infopunkten oder Rangersystemen vor Ort, zu gestalten.
Hier wird aktuell eine Vorstudie durch die Sporthochschule Köln erarbeitet, in der die räumlichen Auswirkungen eines veränderten Verhaltens der Bevölkerung im Bereich Naherholung und Tourismus auf dem Maßstab der gesamten Region Köln/Bonn untersucht werden. Es sollen räumliche Hotspots identifiziert werden und Maßnahmenpakete und Projekte abgeleitet werden.
Aktuelle Vorhaben, die sich im Rahmen der REGIONALE 2025 mit dieser Thematik befassen, sind beispielsweise die Freizeitlandschaft Bevertalsperre oder Wassererleben der Zukunft an der Aggertalsperre. Dabei geht es zum einen darum, die Freizeitpotenziale der Gewässer an geänderte Ansprüche anzupassen und Maßnahmen vor Ort umzusetzen, mit denen die bestehenden Infrastrukturen, wie Camping- und Parkplätze, „fit für die Zukunft“ gemacht werden. Auf der anderen Seite spielt der Gewässer- und Naturschutz eine zentrale Rolle, um die sensiblen Ökosysteme der Wasserlandschaften langfristig intakt zu halten. Projekte wie Flusslandschaft Agger erlebbar machen oder SIEG. SCHÜTZEN. ERHOLEN. ERLEBEN. setzen sich mit dem wichtigen Thema der Besucherlenkung auseinander. Insbesondere der gut erschlossene Flusslauf der Sieg ist ein beliebtes Ausflugsziel. Da der Besucherdruck am Fluss perspektivisch steigt, sollen im Rahmen des Projektes die Erholungsinteressen in Balance mit Naturschutzbelangen gebracht werden.
Blau-grüne Infrastruktur in Siedlungsbereiche integrieren
Viele Projekte dieses Handlungsfeldes haben Querbezüge zu anderen REGIONALE-Handlungsfeldern. So ist die integrierte Planung der Gewässerlandschaft in Siedlungsbereichen eine zentrale Leitlinie im Handlungsfeld Fluss- und Talsperrenlandschaft, die eng mit dem REGIONALE-Kernthema Transformation/Umbau verbunden ist und Fragestellungen des REGIONALE-Handlungsfeldes Wohnen und Leben aufgreift. Beispielsweise können in Siedlungsbereichen noch nicht umgestaltete Gewässerräume zu wahrnehmbaren und öffentlich zugänglichen Orten transformiert werden. Hier gilt es, die städtebaulichen und freiraumplanerischen Chancen auszunutzen, um hochwertige öffentliche Räume zu gestalten, die im Sinne einer „blau-grünen Infrastruktur“ gewässerökologische Maßnahmen, Hochwasserschutz und Erleben miteinander verbinden.
Ein Beispiel ist das Projekt Odenthal-Altenberg – Starke Ortsmitte und kulturelles Erbe im Dhünnkorridor. Im Rahmen des Projektes wird nicht nur die Landschaft entlang der Dhünn in den Blick genommen, sondern das Vorhaben rückt das Wasser in den Fokus der Entwicklung des Ortskerns. Das trifft ebenso auf das Projekt Wohnen und Arbeiten an der Sieg der Gemeinde Windeck zu. Hier soll ein integriertes Quartier mit neuen Wohnangeboten und attraktiven Arbeitsangeboten entwickelt werden – direkt an der Sieg.
Wasserkompetenzen im Bergischen RheinLand ausbauen
Zentrales Anliegen der REGIONALE 2025 ist es, dass der Wasserreichtum des Raumes als Besonderheit und Stärke wahrgenommen wird und die Wasserkompetenz auf unterschiedlichen Ebenen weiterzuentwickeln. Das Know-how im Bergischen RheinLand in Bezug auf Wasser ist bereits groß – bei den Wasserverbänden, über Wasser- und Naturschutzbehörden bis hin zu den Biologischen Stationen, dem Verein :aqualon e.V. u.v.m. Diese Kompetenzen gilt es weiter auszubauen, indem das vorhandene Fachwissen der unterschiedlichen Akteure im Raum gebündelt, vernetzt und verfügbar gemacht wird. Die REGIONALE 2025 sieht es daher als Aufgabe, Kooperation zwischen den unterschiedlichen Akteuren anzustoßen und Projekte zu initiieren, die mit innovativen Ansätzen die unterschiedlichen Interessen, immer aus der Perspektive der Gewässer, in Einklang bringen.
Darüber hinaus ist es wichtig, das Bewusstsein und die Fähigkeit der Menschen im Umgang mit dynamischen Wasserprozessen wie Starkregen- und Hochwasserereignissen zu stärken oder lösungsorientierte Strategien im Umgang mit Trockenheit zu entwickeln. Hier setzt das Projekt Regionales Informationssystem über Wasser-Extremereignisse an. Mit Hilfe eines gemeindeübergreifenden Informations- und Warnmanagements sollen EinwohnerInnen, Institutionen und Unternehmen gezielter und schneller über Starkregenereignisse informiert werden, damit frühzeitig entsprechende Präventionsmaßnahmen ergriffen sowie Risiken und Schäden minimiert werden können.
Wie bedeutsam der Umgang mit der Ressource Wasser und die damit verbundenen Kompetenzen im Bergischen RheinLand sind, soll mit dem Projekt Bergische WasserKompetenzregion :aqualon 2.0 verdeutlicht werden. Mit dem Projekt möchte der Verein :aqualon e.V. die Dhünnhochflächen und den Gewässerkorridor der Dhünn unterhalb der Großen Dhünn-Talsperre zu einer dezentralen Lern- und Forschungslandschaft entwickeln. Geplant ist, durch Kooperationen mit Universitäten und regionalen Wasserverbänden Forschungs- und Lernorte zu etablieren, um den nachhaltigen Einsatz der Ressource Wasser nachvollziehbar und erlebbar zu machen. In diesem Zusammenhang soll auch die touristische Infrastruktur weiterentwickelt werden und die Aufmerksamkeit auf den Stellenwert des Wassers gelenkt werden, den es seit jeher im Raum besitzt: für das Leben der Menschen im Raum und in den angrenzenden Großstädten, für die Natur und für das Profil des Bergischen RheinLandes.