Weiter geht’s: Neues Leben für Gaststätten
Viele Erinnerungen und Emotionen sind mit Gebäuden des alltäglichen Lebens, des Feierns und Zusammenseins verbunden, so auch mit Gaststätten. Sie liegen meist mitten im Ort und sind oder waren identitätsstiftende Treffpunkte.
Doch immer mehr Gaststätten, vor allem in den Ortsteilen und kleineren Kommunen, müssen sich neu ausrichten oder stehen schon leer. Wie solche Gebäude weitergenutzt oder umgenutzt werden können und wie andere Projekte es bereits erfolgreich geschafft haben, zeigte das dritte Forum 2024 des REGIONNALE-Aktivierungsprozesses Weiter geht’s – Bestände weiterdenken, weiterentwickeln, weiternutzen im Bergischen RheinLand am 28. August 2024. Zwei Macher, einer aus dem Bergischen RheinLand und einer aus Bayern, stellten den Teilnehmenden mit interessanten Bildern, Anekdoten, Zahlen, Daten und Fakten ihre Projekte vor. Während das Haus Kuckenberg in Burscheid mit neuem Konzept und neuem Look weiterhin als Gasthof dient, wurde das Gasthaus Lukas in Berngau zum Gemeindehaus umgenutzt.
Bergische Gemütlichkeit neu gedacht
In Burscheid (Rheinisch-Bergischer Kreis) hat die Familie Ley mitten in der Corona- und Baustoffkrise das traditionsreiche Gasthaus Kuckenberg gekauft. Das Gebäude hat eine lange Tradition als Gaststätte und Hotel und wurde von den neuen Eigentümer*innen umfassend saniert und modernisiert. Seit Mai 2024 ist es nun wieder Anlaufpunkt für Tourist*innen, Übernachtungsgäste und für Feiern aller Art der Burscheider*innen.
Bauherr und Geschäftsführer Marcel Ley berichtete mit eindrücklichen Bildern von der Umbauphase und welchen Herausforderungen sich Neueigentümer gegenübersehen. Er konnte durch seine Erfahrungen konkrete Hinweise zu wichtigen Abläufen, Voraussetzungen und Überlegungen geben. Auch die Zusammenarbeit, sowohl mit den zuständigen Behörden als auch den ausführenden Firmen, sei ein wichtiger Aspekt. Es gehe nur miteinander, in guten wie in schlechteren Zeiten. Als Geschäftsführer betonte er, dass Rendite zwar wichtig sei, aber es gebe eben auch den anderen Gewinn: qualitätsvolle Gebäude und Treffpunkte für die Gemeinschaft. Er machte den Beteiligten Mut, solche „versteckten Paradiese“ zu erkennen und im neuen Glanz erstrahlen zu lassen.
Vom Gasthaus zum Multitalent
Wolfgang Wild (Quartiersmanager Gemeinde Berngau, Bayern) berichtete über die Geschichte vom Gasthaus Lukas in Berngau. Die Gemeinde konnte das traditionsreiche Haus mitten im Ortskern erwerben und mittels Beteiligung der Bürgerschaft, Architekturwettbewerb, umfassenden Fördermitteln und konstruktiven Kooperationen einen Ort für Alle schaffen. Für den Gebäudeerhalt und den behutsamen Umbau sprach nicht nur die emotionale Bedeutung für den Ort, sondern auch das Baurecht, das einen Neubau in gleicher Größe nicht zugelassen hätte. Mittlerweile sind in dem ehemaligen Gasthaus Wohngruppen der Lebenshilfe, eine Bücherei, ein Eltern-Kind-Raum sowie Räume der Gemeindeverwaltung untergebracht. Dieses Vorzeigeprojekt hat bereits positive Effekte nach sich gezogen: demnächst siedelt sich im Nebenhaus eine Arztpraxis an und stärkt so die Ortsmitte weiter.
Die beiden Projekte waren nur zwei von vielen Umnutzungsbeispielen ehemaliger Gaststätten und zeigen die Bandbreite, die möglich ist und die Potentiale, die in Bestandsimmobilien stecken. So zeigt beispielsweise die aktuelle REGIONALE-Reportage die Verwandlung des „Rheinischen Hofs“ in Nümbrecht.
Im Zuge des Aktivierungs- und Transferprozesses „Weiter geht’s – Bestände weiterdenken, weiterentwickeln, weiternutzen“ führt die REGIONALE 2025 in Zusammenarbeit mit dem Büro nonconform weitere Veranstaltungen zu Thema Bestandsentwicklung durch. Beim nächsten Forum am 4. Dezember 2024 wird es um die Um- und Weiternutzung von Bauernhöfen gehen. Bei Interesse können Sie sich schon heute hier anmelden: www.regionale2025.de/weitergehts