Start für Bergisch Gladbachs neue Altstadt

Große Sprossenfenster, Backsteinfassade, Denkmalschutz: Die Zentralwerkstatt ist eines der markantesten Gebäude auf dem Zanders-Areal in Bergisch Gladbach. Die Geschichte des Baus spiegelt auch den Aufstieg der ehemaligen Papierfabrik im letzten Jahrhundert wider. Mit Unterstützung der REGIONALE wird der Zentralwerkstatt jetzt neues Leben eingehaucht – und das rund 150 Jahre alte Gebäude damit zum Herzstück eines neuen Stadtquartiers.

Aufgeräumt wirkt sie, die 600 Quadratmeter große Halle der Zentralwerkstatt. Kein Werkzeug liegt herum, der Boden ist gefegt. Doch wer den Blick schweifen lässt, erkennt die Spuren der Vergangenheit: Massive Rohre verlaufen entlang der Wände, eingelassene Metallstiegen führen zu einem Balkon, von dem aus einst der Industriekran gewartet wurde. Stahlträger und der schwere Kran unter der Decke zeugen von der Zeit, als hier noch mit Maschinen gearbeitet wurde.

Die Geschichte der Zentralwerkstatt reicht bis ins Jahr 1880 zurück. Ursprünglich als Werkstatt für die Zanders-Papierfabrik erbaut, wurde sie im Laufe der Jahrzehnte immer wieder erweitert, zuletzt 1961. „Bis zu 150 Schlosser standen an Fräsmaschinen und Drehbänke, reparierten und montierten hier Pumpen, Motoren und mechanische Teile der großen Papiermaschinen“, erzählt Frank Neu, einst Schlosser bei Zanders und heute als Haustechniker im Liegenschaftsmanagement der Stadt tätig. Später entstand eine neue Werkstatt auf einem anderen Teil des Geländes – die alte Zentralwerkstatt wurde zum Lagerraum für Walzen und Motoren.

Industriekultur als Teil der Zukunft
Mit dem Wandel der ehemaligen Papierfabrik zu einem lebenswerten Quartier entsteht auch in der Zentralwerkstatt etwas Neues. Der Umbau ist Teil des sogenannten „Impulsquartiers“, der ersten Phase der Transformation der Fabrik zum gemischten Stadtquartier. „Es ist das erste Gebäude, das auf dem Zanders-Areal umgebaut wird. Es muss inspirierend sein, denn vieles von dem, was folgt, wird sich daran orientieren“, sagt Milan Prinz, Architekt bei der Stadt Bergisch Gladbach. Für Prinz besteht die Herausforderung darin, mit dem vorhandenen Material und den Emotionen klug umzugehen und das Bestehende in eine neue Architektur zu überführen. Dafür arbeitet die Stadt gemeinsam mit dem Kölner Architekturbüro Nebel und Pössl an der Entwicklung der Zentralwerkstatt. „Nachnutzen statt neu bauen“ lautet die Devise. Dabei ist den Beteiligten wichtig, dass die Industriekultur des Gebäudes erhalten bleibt. Selbst nach dem Umbau werden Rohre, Stahlträger, Metallstiegen und der Industriekran sichtbar sein. Wo möglich, werden Abbruchmaterialien recycelt.

Besonders beeindruckend sind die Oberlichter und die gesprossten Fenster, die selbst an trüben Tagen viel Licht in die Halle und die Nebenräume lassen. „Wir haben hier in jedem Raum eine andere Deckenkonstruktion – das ist wie ein Ausflug in die Geschichte der Tragwerke“, sagt Prinz. So trifft im denkmalgeschützten Teil eine Kappendecke mit ihren eleganten Bögen auf eine filigrane Nietenkonstruktion aus Stahl im Obergeschoss – ähnlich wie beim Pariser Eiffelturm. All diese historischen Details bleiben erhalten, um die Geschichte des Gebäudes sichtbar zu machen.

Nachhaltige Transformation
Zudem werden bei der Planung aktuelle Standortbedingungen berücksichtigt. Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels in Bergisch Gladbach wird die gesamte Technik, darunter die Wärmepumpe, aus dem Keller des Gebäudes nach oben verlegt. Auch der Boden wird robust gestaltet: Ein neuer Industrieestrich sorgt dafür, dass ein eventueller Wassereintritt keine großen Schäden anrichtet.

Die Nutzung der Zentralwerkstatt ist zukunftsorientiert: In die große Halle wird eine Gastronomie Einzug halten und Besucher*innen zum Verweilen einladen. Das Gebäude wird dafür zur „Main Street“ hin geöffnet, der zentralen Verkehrsachse des Areals. Auf der Südseite der Zentralwerkstatt entsteht eine Terrasse. Hier sitzt man künftig an einem der schönsten Plätze des gesamten Geländes und hat einen guten Blick auf die umliegenden Gebäude – insbesondere bei Sonnenuntergang wird die Architektur von Kalandersaal und Sortiersaal in ein warmes Licht getaucht. Der vordere, denkmalgeschützte Bereich der Zentralwerkstatt wird als multifunktionale Bürofläche genutzt. Zunächst wird hier die zentrale Anlaufstelle und Informationsportal des Konversions-Projektes sein – langfristig soll sich das Gebäude gemeinsam mit dem neuen Stadtteil weiterentwickeln und zum Quartierstreffpunkt für die Bürger*innen werden. Geplant ist, die Zentralwerkstatt im Sommer 2027 zu eröffnen. Für Milan Prinz ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zum neuen Quartier. Und auch Frank Neu blickt mit Begeisterung auf das Projekt: „Bergisch Gladbach hatte noch nie eine Altstadt – aber mit der Transformation des Zanders-Areals bekommen wir eine!“


Bürgerforum auf Zanders
Am 10. Mai 2025 findet ab 11.00 Uhr auf dem Zanders-Gelände in Bergisch Gladbach ein großes Bürgerforum statt. Den ganzen Tag informiert die Stadt interessierte Bürger*innen mit einem abwechslungsreichen über den aktuellen Planungsstand des Geländes und insbesondere über die Nutzungspläne für die Zentralwerkstatt. Mehr Informationen unter:https://www.bergischgladbach.de/buergerforum-2025.aspx

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