REGIONALE ist Mutmacher für Konversionsaufgaben

Prof. Dr. Bernd Scholl
Prof. Dr. Bernd Scholl ist Mitglied des Fachbeirats der REGIONALE 2025. Fotonachweis: ETH Zürich

Dr. Bernd Scholl, Professor (em.) für Raumentwicklung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, ist Mitglied des Fachbeirats der REGIONALE 2025 Agentur. Sein Schwerpunkt liegt auf regionalen Transformations- und Konversionsprozessen. Im Interview spricht er über die Verbindung von Konversion und Mobilität, beispielgebende Projekte und die Bedeutung von Umbauvorhaben für den öffentlichen Raum. 

   

Herr Scholl, als emeritierter Professor für Raumentwicklung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich waren Sie an vielen Planungsprozessen, insbesondere in Deutschland und der Schweiz, beteiligt und unterstützen die REGIONALE 2025 Bergisches RheinLand im Fachbeirat. Konversion/Umbau ist eines der zwei Kernthemen der REGIONALE. Warum rückt die REGIONALE dieses Thema in den Fokus und warum ist es für den Raum so wichtig?  

Bernd Scholl: Das Bergische RheinLand besitzt großes Umbaupotenzial, da es sowohl über brachliegende Flächen als auch Bestandsgebäude verfügt, die ungenutzt sind. Wenn man nicht will, dass die „grüne Wiese“ weiter zersiedelt wird, muss man sich dieser Bestände annehmen. Hier gilt es, die Grundstrategie der Raumentwicklung umzusetzen: „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“. Dies schließt die Transformation des gesamten Siedlungsbestandes ein, also auch Konversion und Umbau. Damit ist qualitätvolle Erneuerung, Ergänzung und Ausgestaltung der vorhandenen Bauten und Anlagen gemeint – inklusive aller wichtiger Infrastrukturen. Es handelt sich also um weit mehr als die sogenannte bauliche Verdichtung. Genau darauf konzentriert sich die REGIONALE 2025 und setzt kluge Umbauprojekte mit beispielgebendem Charakter um. Mit diesem Ansatz kann der weiteren Versiegelung des Bodens entgegengewirkt und der Energieverbrauch der Siedlungen im Vergleich zum Bauen auf der grünen Wiese um ca. 30 Prozent gesenkt werden. Das bietet die Chance, die öffentlichen Räume aufzuwerten und auch klimaverträg­licher zu gestalten. Weiterer Vorteil: Nachbarschaften werden gestärkt und Läden für den täglichen Bedarf erhalten wieder mehr Kundschaft. In diesem Zusammenhang eröffnen auch innovative Mobilitätsangebote, beispielsweise Mobilstationen, neue Möglichkeiten für einen nachhaltigeren Umgang mit dem Bestand. In der Schweiz sind wir vom Gesetz her – trotz Bevölkerungswachstum – zur Siedlungsentwicklung nach innen gesetzlich verpflichtet. Ich freue mich deshalb, dass ich die Erfahrungen in die REGIONALE einbringen darf.

   

Die REGIONALE 2025 verfolgt konsequent den Ansatz „Nachnutzung von Beständen vor neuem Flächenverbrauch“. Warum ist ein Umdenken hierfür so bedeutend und welchen Beitrag kann die REGIONALE leisten, um hier einen Perspektivwechsel zu unterstützen?  

Scholl: Wir erleben vor dem Hintergrund des Klimawandels sowie der Mobilitäts- und Energiewende eine höhere Sensibilität für Themen, bei denen Transformation eine Rolle spielt. Natürlich ist es deutlich anspruchsvoller im Bestand zu erneuern, zu ergänzen und zu gestalten. Bei der Nachnutzung von Beständen sind wesentlich mehr Akteure als beim Planen und Bauen auf der grünen Wiese zu beteiligen und die Akzeptanz der Beteiligten für gefundene Lösungen ist geradezu Voraussetzung für das Verwirklichen der Projekte. Dafür braucht es Verantwortungsbereitschaft und kluge, innovative Prozesse. Die REGIONALE kann solche Prozesse initiieren und sie kann durch beispielgebende Projekte Mut für diese Aufgaben machen.

   

Im Qualifizierungsprozess der REGIONALE 2025 befinden sich aktuell 64 Projekte, rund die Hälfte davon sind Umbau- und Transformationsprojekte. Welche Vorhaben sind aus Ihrer Sicht besonders geeignet, um beispielgebend für andere Kreise und Kommunen zu sein und Serienfälle zu generieren?    

Scholl: Zunächst einmal ist die Vielzahl der jetzt vorhandenen Projekte wirklich beeindruckend. Damit zeigt sich, dass das Thema in vielen Städten und Gemeinden angekommen ist. Bei den meisten Projekten sind damit strategische Weichenstellungen verbunden, die auch große Chance eröffnen. Das trifft in besonderer Weise auf das Zanders-Areal in Bergisch Gladbach zu. Es ist gewissermaßen ein Reallabor für viele Aufgaben, die es im Rahmen eines Konversionsprojektes zu lösend gilt. Vor diesem Hintergrund sind Zanders und die REGIONALE Mutmacher für andere Städte und Gemeinden, im eigenen Umfeld die Aufgaben anzupacken.

Aber auch die flächenmäßig kleinen Umbauprojekte sind spannend und interessant. Sie durchlaufen teilweise jedoch noch einen Reife­pro­zess, weshalb viele Projekte sich im B- oder C-Status der REGIONALE befinden. Es ist zu wünschen, dass möglichst viele Vorhaben umgesetzt werden. Besonders geeignet sind aus meiner Sicht Projekte, die das Thema der Innenentwicklung mit einem leistungsfähigen ÖPNV verbinden und dabei die Stärkung der Ortsmitten sowie die Aufwertung der öffentlichen Räume berücksichtigen. Hier ergibt sich auch eine direkte Verbindung zum Agglomerationsprogramm der Region Köln/Bonn, das mit dem Thema der „Dreifachen Innenentwicklung“ und einer Fokussierung der mindergenutzten Flächenpotenziale rund um wichtige regionale Bahnhaltepunkte entsprechende Schwerpunkte gesetzt hat.

Herr Dr. Scholl, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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