Raumwunder in Rösrath
Auch im Bergischen RheinLand verzeichnen die Kirchen sinkende Mitgliederzahlen, die Sitzbänke bleiben zunehmend leer. Die katholische Kirche Heilig Geist in Rösrath-Forsbach macht aus der Not eine Tugend und plant, mit einem innovativen Konzept einen neuen Begegnungsort für das ganze Quartier zu schaffen.
Von außen gleicht das Gotteshaus vielen Kirchenbauten, die in dieser Zeit entstanden sind: ein quaderförmiges, großes Gebäude und viel Beton im Außenbereich. Erbaut wurde die Kirche vom bekannten Architekten Erwin Schiffer, der zahlreiche weitere Kirchen im Erzbistum Köln verantwortet hat. Die Grundsteinlegung erfolgte 1964, der Glockenturm wurde in den 1970er Jahren hinzugefügt. Linkerhand grenzen sowohl das Pfarr- als auch das Küsterhaus sowie der Pfarrsaal und eine leerstehende Kita an, welche seit ein paar Wochen auf der gegenüberliegenden Straßenseite interimsweise in attraktiven Containern untergebracht ist. Die meisten Gebäude stehen seit Jahren leer und werden im Sommer 2025 abgerissen. An ihre Stelle kommt eine moderne Kindertagesstätte für 80 Kinder. „In diesem Zuge wird der gesamte Außenbereich neu und barrierefrei gestaltet. Es wird ein Innenhof entstehen, der Raum für Begegnungen schafft“, sagt Maximilian Finke, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands.
Kubus als Kommunikationsort
Viel Potenzial für Begegnung bietet auch das Innere der Heilig Geist-Kirche. Wer die Treppen im Foyer erklimmt, steht im für katholische Verhältnisse erstaunlich schlicht gehaltenen Innenraum. Rund 500m2 groß, 200 Sitzplätze, aus Backstein gemauerte Wände. Am Ende des Raumes steht der Altar, auf der gegenüberliegenden Seite die Orgel, die von den Treppenaufgängen flankiert wird. Imposant, weil keine Stützen oder Säulen den Blick verstellen. Unverwechselbar ist die beeindruckende weiße Deckenkonstruktion, die ein wenig an den Boden eines Eierkartons erinnert. „Der lichte Charakter des Kirchenbaus lässt viel Gestaltungsspielraum zu. Genau das wollen wir nutzen und mit einem Kubus einen zusätzlichen, multifunktionalen Raum im hinteren Teil der Kirche etablieren, um sowohl Liturgie als auch gemeinsamen Austausch zu ermöglichen“, erläutert Finke.
Geplant ist, einen Kubus in Holzständerbauweise zu errichten, um dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen. Der neue Raum würde bis unterhalb der Oberlichter des Gotteshauses reichen und eine Größe von rund 80m2 haben. So bleibt der Grundcharakter der Kirche mit ihrer eindrücklichen Raumwirkung für die Gläubigen erhalten. Sowohl Kirchengemeinde, Vereine als auch Privatpersonen könnten den Ort für ihre Veranstaltungen nutzen. Eine gute Perspektive für die Bürgerinnen und Bürger, denn Treffpunkte in dieser Größenordnung sind rar gesät.
Umgestaltung ist REGIONALE-Projekt
Die Umgestaltung des Außenbereichs und die Umsetzung des Kubus wird unter dem Titel „Zukunftskonzept Kirche Forsbach“ als REGIONALE-Projekt entwickelt. „Innerhalb der Gemeinde stößt das Vorhaben auf viel positive Resonanz und auch das Erzbistum Köln steht der Idee grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber“, betont Finke.
Mit Unterstützung der REGIONALE und des Rheinisch-Bergischen Kreises fanden im Oktober und November 2024 vor Ort Workshops mit der interessierten Bürgerschaft und gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren statt, um erste Umsetzungsvorstellungen und Wünsche auszutauschen. Die Gestaltungsideen für den Kubus reichen von einem Loungebereich bis zu großen, eingelassenen Fenstern. Finkes Wunsch ist es, auch im Jahr 2025 weiter im Dialog mit der Bürgerschaft zu bleiben und das Projekt gemeinsam mit der Ortsgemeinschaft weiterzuentwickeln.